Heute, sieben endlose Monate nach meinem Erstantrag, fand in der Landesinnung für Mode und Bekleidung endlich eine Überprüfung meiner BH-Näh-Kenntnisse und -Fähigkeiten statt. Und ich darf gleich mal verraten: es sieht sehr gut aus.
Angenehmerweise fand "nur" ein Fachgespräch statt, das heißt: ich musste nicht vor den Augen der Innungsmeisterin Patrizia Fürnkranz-Markus auf Maschinen der Innung arbeiten, sondern ich nahm fertige BHs, Stoffe und Spitzen mit, die wir besprachen.
Es sind jetzt schon zwei Jahre, dass ich mich in die Materie "Maß-BHs" vergrabe und meine Technik verbessert sich mit jedem Stück. Daher habe ich in den letzten Tagen einen BH für mich angefertigt, bei dem ich jeden kleinsten Fehler auftrennte, damit ein makelloses Ergebnis zustande kam. (Wenn ich für mich selbst arbeite, bin ich da normalerweise toleranter........)
Hier ist also mein nachtblau-rotes Meisterstück:
Wagemutig, wie ich bin, zeige ich Euch nicht nur eine Nahaufnahme der Nähte von außen, sondern auch von innen. Ich bin wirklich zufrieden.
Frau Fürnkranz-Markus war erstaunt, dass man sowas mit einer Haushaltsmaschine hinkriegt, worauf ich ihr nur eine Erklärung bieten konnte: Bernina-Qualität.
Vor einem halben Jahr kaufte ich diese Maschine, die älter ist als ich selber, eine 530-2 Record, zwar elektrisch, aber ansonsten vollmechanisch. So was von hochpräzise habe ich noch nicht erlebt! Vollkommen gleichmäßige Nähte!
Wenn ich Stichlänge 2 mm einstelle und
anschließend 2,2 mm, ist der Unterschied genau zu erkennen. Auch die Zickzackbreite von einem halben Millimeter ist genau zu sehen.
Den Füßchendruck brauche ich nicht einmal bei elastischen Stoffen zu verändern und die Stoffschichten verschieben sich trotzdem kaum gegeneinander. Außerdem zerbricht nicht einmal die dünnste Nadel, während ich auf meiner Toyota 2600 (ein Spitzenmodell in den 1980er Jahren, als ich sie kaufte) pro BH mindestens eine schrotte. Rückwärtsnähen und dickere Stofflagen sind da die Todesfallen, obwohl die Maschine erst kürzlich von Aisin gewartet wurde.
Naja, steig ich halt auf die Bernina um, die eigentlich als meine Reservemaschine gedacht war, und nehme die Toyota, wenn die Bernina beim Service ist.
Zurück zum Fachgespräch: wir besprachen eigentlich alles. Verarbeitungsprobleme, Dehnungsverhalten, schnittechnische Herausforderungen, Geschäft, Werbung, Vernetzung, Kunden, meinen Weg zum BH-Schneidern usw. Theoretisch hätte es ja sein können, dass sie meint: was will die, sie hat ja nicht einmal eine Lehre gemacht. Aber sie war wirklich fair und hat die Qualität meiner Arbeit mehrmals gelobt. Großes Danke.
Außerdem ein großes Danke an den Geschäftsführer der Innung, Herrn Walter Grössinger. Er hat mir in einigen Telefonaten Mut gemacht, als es nach einem gewerbrechtlich hoffnungslosen Fall aussah. Danke, danke, danke!
Jetzt warte ich noch auf den Gewerbeschein und dann kann mich nichts mehr halten. Wien, oder besser: Welt, ich komme!
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Donnerstag, 1. September 2011
Sonntag, 6. Februar 2011
Mit oder ohne Bügel?
Mes Chères!
Immer wieder kommt die Frage auf, ob denn zu einem gut sitzenden BH unbedingt BH-Bügel dazugehören. Viele Frauen haben nämlich die Quälerei und Zwickerei der Bügel-BHs ganz einfach satt. Verstehe ich wirklich sehr gut...... Allerdings ist die Lösung für dieses Problem keineswegs der bügellose BH, sondern ein BH mit passenden Bügeln. Ja, die gibt es wirklich!
Vor allem drei Gruppen von Frauen, haben Probleme, einen passenden BH zu finden:
- Ladies mit ordentlicher Oberweite an schmalen Oberkörpern
- Ladies mit athletischem Oberkörper und breiter, aber flacher Oberweite
- Mollige Ladies jeglicher Bauart. (Zu ihnen folgt ein Extra-Post.)
Ersteren kann relativ leicht geholfen werden. Man muss einen Industrie-BH finden, dessen Körbchen und Bügel passen, dann können eventuell nötige Anpassungen im Rückenbereich sehr leicht und kostengünstig über die Bühne gehen.
Zweitere stellen allerdings eine wirkliche Herausforderung dar: diese Ladies brauchen einen großen Bügel, damit nichts zwickt, und ein stark verändertes Körbchen, damit es zum Bügel passt , aber über der Brust nicht flattert. Manchmal hat die Kundin Glück und sie braucht bei einem Industrie-BH theoretisch nur den Bügel zu tauschen. Dann beginnt jedoch die Suche nach einem geeigneten Bügel....
Für mich gehört daher zum Maßnehmen nicht nur die Arbeit mit dem Maßband, sondern auch das Ausprobieren der Bügel. Ist einer gefunden, der perfekt sitzt, dann geht eigentlich nichts mehr schief, denn die Schnittkonstruktion stellt für eine Liebhaberin der Euklid'schen Geometrie kein Problem dar. (Ja, ich liebte Mathematik in der Schule!)
Speaking of geometry: der Bügel-BH ist eine geniale Entwicklung, bei dem eigentlich eine Schrägseilbrücke an einen Körper angepasst wurde. Der Bügel entspricht den Pylonen, die Körbchen den Tragekabeln. Und da die Bügel stabil am Körper anliegen, können sie die Last schön anheben und unterstützen und ermöglichen der Desingerin ziemliche große Freiheiten.
Bei einem bügellosen BH hingegen muss die Tragefunktion durch den Stoff und den Unterbrustgummi übernommen werden. Das ist bei B- und C-Körbchen noch kein so großes Problem, weshalb in diesen Größen auch ein große Bandbreite an bügellosen BHs angeboten wird, aber ab einem D-Körbchen sieht es traurig aus. Da funktionieren nur mehr solche Möbel wie der Claudette von Triumph. Schaut mal, aus wievielen Teilen der besteht! Die haben alle verschiedene Dehnungsrichtungen und -quotienten und sind sehr kompliziert zu nähen. Hebe- und Formfunktion zugegebenermaßen exzellent, aber ein Anblick zum Fürchten. Außerdem werden die Mädels stark zusammengeschoben, was bei warmem Wetter zum Problem wird.
Der klassische Zauberkreuz Playtex hingegen trennt zwar sehr schön, aber die Mädels schielen auseinander.
Alle Imitate dieser beiden Schnitte und sämtliche weiteren Lösungsansätze wie Minimizer, Entlastungs- und Sport-BHs können also das Dilemma nicht lösen und es bleibt entweder Zusammenquetschen oder Auseinanderschielen. Heben und appetitlich Formen kann nur ein Bügel-BH.
Hier zwei Beweisfotos aus meinem Atelier in Größe 100D/E.
Ich hoffe, man sieht, dass ich wirklich Spaß hatte, diesen BH zu arbeiten. Und die Trägerin ist sehr zufrieden damit.
Immer wieder kommt die Frage auf, ob denn zu einem gut sitzenden BH unbedingt BH-Bügel dazugehören. Viele Frauen haben nämlich die Quälerei und Zwickerei der Bügel-BHs ganz einfach satt. Verstehe ich wirklich sehr gut...... Allerdings ist die Lösung für dieses Problem keineswegs der bügellose BH, sondern ein BH mit passenden Bügeln. Ja, die gibt es wirklich!
Vor allem drei Gruppen von Frauen, haben Probleme, einen passenden BH zu finden:
- Ladies mit ordentlicher Oberweite an schmalen Oberkörpern
- Ladies mit athletischem Oberkörper und breiter, aber flacher Oberweite
- Mollige Ladies jeglicher Bauart. (Zu ihnen folgt ein Extra-Post.)
Ersteren kann relativ leicht geholfen werden. Man muss einen Industrie-BH finden, dessen Körbchen und Bügel passen, dann können eventuell nötige Anpassungen im Rückenbereich sehr leicht und kostengünstig über die Bühne gehen.
Zweitere stellen allerdings eine wirkliche Herausforderung dar: diese Ladies brauchen einen großen Bügel, damit nichts zwickt, und ein stark verändertes Körbchen, damit es zum Bügel passt , aber über der Brust nicht flattert. Manchmal hat die Kundin Glück und sie braucht bei einem Industrie-BH theoretisch nur den Bügel zu tauschen. Dann beginnt jedoch die Suche nach einem geeigneten Bügel....
Vergesst übrigens die Ersatzbügel aus dem Nähzubehörladen. Die sind viel zu schwach, dafür total überteuert und nicht in allen Größen erhältlich. Da lohnt sich die Internetsuche nach spezialisierten Händlern oder eine Verabredung mit der Lingeriedesignerin Eures Vertrauens. ;-)
Für mich gehört daher zum Maßnehmen nicht nur die Arbeit mit dem Maßband, sondern auch das Ausprobieren der Bügel. Ist einer gefunden, der perfekt sitzt, dann geht eigentlich nichts mehr schief, denn die Schnittkonstruktion stellt für eine Liebhaberin der Euklid'schen Geometrie kein Problem dar. (Ja, ich liebte Mathematik in der Schule!)
Speaking of geometry: der Bügel-BH ist eine geniale Entwicklung, bei dem eigentlich eine Schrägseilbrücke an einen Körper angepasst wurde. Der Bügel entspricht den Pylonen, die Körbchen den Tragekabeln. Und da die Bügel stabil am Körper anliegen, können sie die Last schön anheben und unterstützen und ermöglichen der Desingerin ziemliche große Freiheiten.
Bei einem bügellosen BH hingegen muss die Tragefunktion durch den Stoff und den Unterbrustgummi übernommen werden. Das ist bei B- und C-Körbchen noch kein so großes Problem, weshalb in diesen Größen auch ein große Bandbreite an bügellosen BHs angeboten wird, aber ab einem D-Körbchen sieht es traurig aus. Da funktionieren nur mehr solche Möbel wie der Claudette von Triumph. Schaut mal, aus wievielen Teilen der besteht! Die haben alle verschiedene Dehnungsrichtungen und -quotienten und sind sehr kompliziert zu nähen. Hebe- und Formfunktion zugegebenermaßen exzellent, aber ein Anblick zum Fürchten. Außerdem werden die Mädels stark zusammengeschoben, was bei warmem Wetter zum Problem wird.
Der klassische Zauberkreuz Playtex hingegen trennt zwar sehr schön, aber die Mädels schielen auseinander.
Alle Imitate dieser beiden Schnitte und sämtliche weiteren Lösungsansätze wie Minimizer, Entlastungs- und Sport-BHs können also das Dilemma nicht lösen und es bleibt entweder Zusammenquetschen oder Auseinanderschielen. Heben und appetitlich Formen kann nur ein Bügel-BH.
Hier zwei Beweisfotos aus meinem Atelier in Größe 100D/E.
Donnerstag, 20. Januar 2011
Willkommen
Chères amies,
es freut mich, dass Ihr den Weg zu mir genommen habt, und ich hoffe, dass Euch der Aufenthalt angenehm wird.
Hier dreht sich alles um die Unaussprechlichen und um die Freude am maßgeschneiderten Unterdrunter.
Als bekennende Vertreterin der Fraktion XXL kenne ich nur allzu gut die Frustration, die einen in einem normalen Dessousladen befällt: nix passt, zur Auswahl gibt es Teile in weiß, schwarz oder tarnfarben und die Designs machen alles, nur keinen Spaß. Hat man aber trotzdem ein nettes Modell gefunden, wird dessen Produktion sicher nach einem Jahr eingestellt. Schnief!!! Oder eher: verflucht nochmal!! Frau muss offensichtlich zur Selbstjustiz greifen.
Gesagt, getan: ein beherzter Griff zum Seziermesser, und schon bald liegt das ehemals gute Stück in alle Teile zerlegt am Tisch. Schwester, bitte Papier und Bleistift für den Papierschnitt!
Schnell Stoff, Spitze und Zubehör besorgt, dann steht dem Klonen nichts mehr im Weg.
Das erste Stück dauert EWIG und sieht - naja, es sieht halt aus. Aber es erfüllt seinen Zweck erstaunlich gut und eine Freundin fragt mich tatsächlich, ob ich abgenommen habe. Wenn das kein Ansporn ist! 10 kg weniger in einem Tag, das schafft kein Nahrungsentzug, hihi.
Seither hat mich das Dessousfieber erfasst und ich fabriziere mit Energie für mich und eine wachsende Schwesternschaft den passenden Unterbau. Dennoch habe ich das Gefühl, erst am Anfang zu stehen.
Es gibt noch soviele Farbkombinationen auszuprobieren, unendlich viele Spitzen zu horten, die Schnittführung zu variieren. Soll das gute Stück unter ein Shirt oder unter ein Kostüm? Ist es für ein Abendkleid gedacht? Braucht es passende Partner? Soll damit ein kleines Mehr herbeigezaubert werden oder denken wir eher an Heben und Stützen? Aber vor allem: gefällt uns, was wir im Spiegel sehen?
Schließlich wollen wir uns ja alle als Gustostückerl fühlen. Richtige Sahnestückchen in einer leckeren Verpackung: nett auszupacken und überaus nett zu vernaschen.
Für die Sahnestückchen unter uns stelle ich daher daher eines der schönsten Bilder aller Zeiten an den Kopf dieses Blogs: Tizians "Venus von Urbino". Mögen wir alle von Zeit zu Zeit diesen Blick draufhaben.
es freut mich, dass Ihr den Weg zu mir genommen habt, und ich hoffe, dass Euch der Aufenthalt angenehm wird.
Hier dreht sich alles um die Unaussprechlichen und um die Freude am maßgeschneiderten Unterdrunter.
Als bekennende Vertreterin der Fraktion XXL kenne ich nur allzu gut die Frustration, die einen in einem normalen Dessousladen befällt: nix passt, zur Auswahl gibt es Teile in weiß, schwarz oder tarnfarben und die Designs machen alles, nur keinen Spaß. Hat man aber trotzdem ein nettes Modell gefunden, wird dessen Produktion sicher nach einem Jahr eingestellt. Schnief!!! Oder eher: verflucht nochmal!! Frau muss offensichtlich zur Selbstjustiz greifen.
Gesagt, getan: ein beherzter Griff zum Seziermesser, und schon bald liegt das ehemals gute Stück in alle Teile zerlegt am Tisch. Schwester, bitte Papier und Bleistift für den Papierschnitt!
Schnell Stoff, Spitze und Zubehör besorgt, dann steht dem Klonen nichts mehr im Weg.
Das erste Stück dauert EWIG und sieht - naja, es sieht halt aus. Aber es erfüllt seinen Zweck erstaunlich gut und eine Freundin fragt mich tatsächlich, ob ich abgenommen habe. Wenn das kein Ansporn ist! 10 kg weniger in einem Tag, das schafft kein Nahrungsentzug, hihi.
Seither hat mich das Dessousfieber erfasst und ich fabriziere mit Energie für mich und eine wachsende Schwesternschaft den passenden Unterbau. Dennoch habe ich das Gefühl, erst am Anfang zu stehen.
Es gibt noch soviele Farbkombinationen auszuprobieren, unendlich viele Spitzen zu horten, die Schnittführung zu variieren. Soll das gute Stück unter ein Shirt oder unter ein Kostüm? Ist es für ein Abendkleid gedacht? Braucht es passende Partner? Soll damit ein kleines Mehr herbeigezaubert werden oder denken wir eher an Heben und Stützen? Aber vor allem: gefällt uns, was wir im Spiegel sehen?
Schließlich wollen wir uns ja alle als Gustostückerl fühlen. Richtige Sahnestückchen in einer leckeren Verpackung: nett auszupacken und überaus nett zu vernaschen.
Für die Sahnestückchen unter uns stelle ich daher daher eines der schönsten Bilder aller Zeiten an den Kopf dieses Blogs: Tizians "Venus von Urbino". Mögen wir alle von Zeit zu Zeit diesen Blick draufhaben.
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